Zehn Kilometer von Ahaus entfernt und bis 1898 ohne feste Straßenverbindung zu anderen Gemeinden liegt zwischen Mooren und Heide direkt an der Grenze zu den Niederlanden Alstätte.
Immer wieder von den Heeren eroberungslustiger Herren zerstört bis hin zum vernichtenden Bombenangriff im März 1945, hat das Dorf Aufbaukräfte entwickelt, die es mit seinen heute 4.900 Einwohnern zum wohl selbstständigsten Ortsteil gemacht haben.
Kirche, eigene Hauptschule, Sportanlagen (darunter ein Golfplatz), rühriges Vereinsleben und zahlreiche gewerbliche Arbeitsplätze zeugen davon.
Mehr als 300 Neubauten rings um den Dorfkern berichten aber auch von der Bodenständigkeit der Alstätter.
Im 17. Jahrhundert waren Kabinett- bzw. Fensterbierscheiben in den Wohnungen und Häusern wohlhabender Bürgerinnen und Bürger weit verbreitet, hatten sie doch einen doppelten Zweck: Zum einen erfüllten die durchscheinenden Scheiben den dahinter liegenden Raum mit Licht, ohne dass die Unbilden des Wetters ungehindert ins Haus eindringen konnten, zum anderen dienten die Glasmalereien der Repräsentation. Dies ließen sich die Hauseigentümer einiges Kosten, denn schon die Herstellung von flachen Glasscheiben war ausgesprochen aufwändig. Darüber hinaus musste die Malerei extra in Auftrag gegeben werden. Der Glasmaler legte dem Auftraggeber hierzu Vorlagen bzw. Vorlagensammlungen vor, aus denen gewählt werden konnte[1], so dass sich viele Motive immer wieder finden. Neben Hauseigentümern, die aus eigenem Interesse Kabinettscheiben herstellen ließen, war es auch allgemein üblich, dass ebensolche Fensterbierscheiben ausgewählten Bürgern vom Rat einer Stadt oder – wie in Alstätte – vom Gemeindepfarrer geschenkt wurden.
Die hier vorgestellten Kabinettscheiben gehörten der in Alstätte (heute Ahaus-Alstätte) alteingesessenen Familie ten Hagen (Tenhagen). Der genannte Derrick ten Hagen heiratete am 3. Februar 1675 in Alstätte Catharina Schmitz, d.h. die hier angegebene Datierung bezieht sich nicht auf das Heiratsdatum, sondern ist wohl das Herstellungs- oder Auftragsdatum dieser Fensterscheibe. Die auf der zweiten Scheibe genannten Personen mit den Initialen B und G ten Hagen bzw. i oder J ten Hagen konnten noch nicht identifiziert werden. Der familienbezogene Inhalt der Inschrift wie auch die Initialen lassen erkennen, dass die Scheiben auf Grund eines speziellen Auftrages hergestellt wurden.
[1] Ausführlich zur Geschichte der Kabinett- bzw. Fensterbierscheiben in Kleinmanns, Joachim, Wappen, Reiter, fromme Sprüche, Bemalte Fensterscheiben in Westfalen, Westfälisches Freilichtmuseum Detmold, 1997 (Schriften des Freilichtmuseums Detmold – Landesmuseum für Volkskunde, Bd. 15)
[2] Zitiert bei Tenhagen, Friedrich, Zerstreute Notizen in einem Alstätter Kirchenbuche, in: Aus alter Zeit, Organ des Vereins für Geschichtsforschung und Altertumskunde des Kreises Ahaus, X. Jahrgang, Nr. 10, Oktober 1912, Nachdruck Kreis Borken, 1988, S. 471f. Volker Tschuschke und Stephan Schmitz vermuten in ihrem Aufsatz „Barocke Kirchenfenster aus Alstätte“, in: Jahrbuch des Kreises Borken, 1992, S. 177 ff., das sich zwei Fenster, die heute verbunden mit einem dritten, etwas jüngeren Mittelteil, sich in Wüllen in Privatbesitz befinden, zu den im Jahr 1662 der Alstätter Kirche gestifteten Glasfenstern gehören.
[3] Ebenda, S. 469
[4] Zitiert nach Tenhagen, Friedrich, a.a.O., S. 471; Holzwig, Peter, Grundlegungen zu einer Pfarrgeschichte von Alstätte, Ahaus 1992, S. 44 und 45
[5]Die hier genannte Anna Lentingh ist vermutlich identisch mit der im Alstätter Kirchenbuch, a.a.O. Tenhagen S. 472, genannten „Mutter sahl. Lenting zu Ahaus, die 1643 von Pfarrer Brusse ein Glas (Glasscheibe) geschenkt bekommt.
[6] Eine kleine Auswahl der Fragmente ist veröffentlicht in: Margret Karras, Archäologische Untersuchungen in Ahaus 1974 – 1991, in: Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe, Jg. 9B, 1995, S. 523 f. und Taf. 39