Die Verehrung des hl. Nikolaus hat im weltlichen wie im sakralen Bereich zu den unterschiedlichen Entwicklungen geführt. Alle Formen gehen wohl zurück auf die beiden Legenden mit den drei Schülern und den drei Mädchen, umrahmt von der Spendenfreudigkeit des hl. Nikolaus. Nach der Überführung seiner Gebeine nach Bari (1087) breitete sich der Nikolauskult über das ganze Abendland aus. Es ist verständlich, dass eine solche legendenumwobene Gestalt (die bald unter die 14 Nothelfer gezählt wurde) von einer Vielzahl von Bräuchen umgeben wurde. Die Grundlage war neben der Legende die Rolle, die der heilige Bischof an den mittelalterlichen Schulen spielte. So wurde die (ursprünglich am Fest der unschuldigen Kinder am 28. Dezember angesiedelte) Erwählung eines “Kinderbischofs“, der für diesen Tag das Regiment hatte und Befragung – neben vielen Narrenpossen – durchführte, auf den Nikolaustag verlegt. Damit wurde der Weg frei für das Brauchtum des schenkenden (und pädagogischen wirksamen) Heiligen am Vorabend seines Festes. Dieser immer volkstümlicher werdende Brauch löste bald die mittelalterlichen Mirakelspiele (die z.T. noch heute im süddeutschen, schweizerischen und österreichischen Raum anzutreffen sind) um den Heiligen ab. Auf die “Einkehr“ des heiligen Mannes bereiteten sich die Kinder betend vor. Sie legten am Abend neben den aufgestellten Teller für das Reittier des Bischofs Heu, Stroh und Hafer. Der heilige Nikolaus kam im bischöflichen Ornat, befragte Kinder und ließ sie beten oder singen, er beschenkte sie und zog weiter.
Seit historisch nicht genau belegbarer Zeit hat der Nikolaus Begleiter, landschaftlich verschieden – mehr oder weniger Schreckgestalten, wohl als nachdrückliche Ermahnung für die Kinder, die den Nikolaus begleiten.
Die Gaben des Heiligen sind ursprünglich Gaben des Herbstes gewesen:
Obst (Äpfel), Nüsse, Esskastanien, Gebäck, kleine Brote in den unterschiedlichsten Formen. Der Brauch hat sich bis heute bei uns im “Stutenkerl“ und im “Spekulatius erhalten. Weil ein Bischof den lateinischen Namen “Speculatius“ (=Aufseher) trug, heißt auch das entsprechende Gebäck so.
In Ahaus wird das Nikolausfest am 5. Dezember mit dem Einzug von Nikolaus und Ruprecht auf dem Pferd eingeleitet. In den Abendstunden werden die Kinder besucht, befragt und beschenkt und in der Nacht zum 6. Dezember werden aufgestellte Teller, Schuhe oder Stiefel mit leckeren Sachen gefüllt. Der Nikolaus wird mit seinem Konterfei in der Vorweihnachtszeit auf zahlreichem Weihnachtsgebäck gezeigt, z.B. mit seiner Bischofsmütze.
Quelle: "75 Jahre Nikolausgesellschaft Ahaus"