Rascheln, Flüstern, Rauschen – eingehüllt in Sounds des Windes und leises Stimmengewirr zeigt die Düsseldorfer Künstlerin Alke Reeh in Ahaus eine raumgreifende Zeltinstallation. Dieser Einsatz von Objekten, die zunächst aus dem Alltag vertraut scheinen, finden sich in den Arbeiten Reehs vielfach in fremden Kontexten und Inszenierungen wieder. Beim Betreten der eigens für die Räumlichkeiten der Villa van Delden konzipierten Zeltlandschaft verliert sich das Bewusstsein für die Grenzen von innen und außen – zwischen Zeltmembran, Raum und Umraum. Eine Arbeit, die zum Begehen einlädt und zugleich irritiert, verstört und bewegt.
Gesellschaftliche Fragen von Zusammenhalt, Nachhaltigkeit und Veränderung umgeben viele der Arbeiten Reehs. So auch die im Wind raschelnden Plastiktüten –uniforme Einwegprodukte, die durch die Bestickung von Hand zu Unikaten werden. „Stickereien finden sich seit jeher in beinahe allen Kulturen wieder, so wie die Plastiktüten aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken sind. Im Gegensatz zur Plastiktüte hat die Stickerei jedoch keinen praktischen Nutzen, sondern dient allein der optischen Zier.“, so Alke Reeh. Die Geschichte eines Ortes, seiner Tradition wird mittels Stickerei in die scheinbar wertlosen Plastiktüten eingeschrieben. „Die filigranen Muster, die in stundenlanger Arbeit durch die hauchdünne Plastikfolie gestickt wurden, stehen dabei im starken Kontrast zu ihrem Träger“, so Uta Rosenbaum von der Stadt Ahaus. Durch die aufwendige Bearbeitung erhält die Tüte, die sonst im Alltag allein einen banalen Zweck erfüllt, eine unerwartete Schönheit. Im Licht monochrom changierend und vom leisen Rauschen des Windes begleitet, erinnern sie beinahe an fließende Stoffe wie aus Seide.
Die Konzeptkünstlerin Alke Reeh studierte Freie Kunst an der Kunstakademie Düsseldorf. Ihre Arbeiten wurden international präsentiert – u. a. in der Galerie der Stadt Backnang (2019), im Marta Herford (2018), im Gyan Museum, Jaipur/Indien (2016) sowie der Yinchuan Biennale, Yinchuan/China (2016). Hinzu kamen Stipendien der Kunststiftung NRW für einen Arbeitsaufenthalt in Mumbai/Indien (2009), der Misk Art Foundation Riad/Saudi Arabien (2017) und der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo Rom/Italien (2021) u. a.
Die Vernissage mit Künstlergespräch findet am Sonntag, 5. November, um 14:30 Uhr statt.
Villa van Delden
Bahnhofstraße 91
48683 Ahaus
Sa 14-17 Uhr | So 11-17 Uhr
Führungen nach Vereinbarung